Kunai
Muto Dori
Bambus
Ninja
Interview

Gerade wie ein Bambus
von Shidoshi Michael Wedekind

Die Tradition der Schattenkrieger Japans

Wenn die meisten Menschen an die Ninja,, die legendären Schattenkrieger Japans, denken. Sehen sie wahrscheinlich das Bild des schwarz vermummten Kriegers vor sich. In der Filmindustrie wird der Ninja meist als lautloser Mörder mit einem großen Arsenal von exotischen Waffen dargestellt.

Heutzutage gibt es eine ganze Anzahl von Menschen, die sich intensiv mit den Ninja und ihrer Kampf- kunst Ninjutsu auseinandersetzen. Selbst in Deutschland gibt es seit den 80er Jahren Personen die bestrebt sind die Kampfkunst Ninjutsu zu erlernen. Dabei beziehen sie sich meist auf den bekanntesten japanischen Ninja "Soke Masaaki Hatsumi", dieser ist der 34. Großmeister des Togakure-ryû.Ninpo.

Hauptbestandteil des Ninjutsu ist das Ninpo Taijutsu, die körperlichen Kampftechniken die auf natürlichen Bewegungen basieren. Schläge, Tritte, Würfe, das Hebeln der Gelenke und viele weitere Kampfmethoden gehören zum Repertoire dieser Kampfkunst.

Das Training in einer Gruppe beginnt meist mit einer kurzen meditativen Einstimmung (Mukoso) und einer rituellen Begrüßung, wie man es auch von anderen Budokünsten kennt.

Zu einer normalen Übungseinheit gehören Yogaähnliche Dehnübungen (Junan Taiso) Fall- und Rolltechniken (Ukemi & Kaiten), sowie einzelne Schlagübungen und Hebeltechniken. Anschließend werden Kombinationstechniken (Waza) und Waffentechniken geübt.

Auffällig ist die freundliche Atmosphäre in der die Techniken spielerisch geübt werden, militärischer Drill oder übertriebene Strenge findet man hier nicht. Die Techniken werden meist eher langsam, dafür aber sehr realitätsnah trainiert.

Gewandtheit, Distanz und Kreativität, sowie das Wissen um die Schwachstellen des menschlichen Körpers sind beim Ninjutsu wichtiger als körperliche Kraft. So eignet sich das Ninpo Taijutsu, in besonderem Maße zur Selbstverteidigung.

Der fortgeschrittene Schüler lernt nach und nach, verschiedene traditionelle Waffen und deren Hand- habung kennen. Die wichtigsten Waffensysteme sind zuallererst Stöcke verschiedener Länge, der sogenannte Hanbo (ca. 1m), der Rokushaku Bo (ca. 2m) und der Jo (ca. 1,4m). Dann kommen die Klingenwaffen wie Tanto (Messer), Katana und Wakizashi (die beiden Samuraischwerter), und das spezielle Ninja-to (Ninjaschwert) hinzu. Dann gibt es noch verschiedene Seil- und Kettenwaffen, Langwaffen wie den Yari (Speer) und Naginata (Hellebarde) und die aus den Filmen bekannten Wurfsterne. Durch die große Anzahl der Waffensysteme kann man vielleicht die jahrelangen Unterweisungen erahnen, die vonnöten sind, um diesen Bereich zu meistern.

Neben der körperlichen Ausbildung im Ninjutsu findet eine geistige und seelische Weiterentwicklung statt. Training der Wahrnehmungssysteme, Meditation und psychologische Schulungen ergänzen das körperliche Training.

Hinzukommt die philosophische Seite des Ninjutsu, welche durch verschiedene asiatische Religionen beeinflußt wurde. Aspekte des Taoismus, des Buddhismus und der japanischen Shinto-Lehre, geben Einblick in die asiatische Denk- und Lebensweise. Richtiges Ninjutsu möchte als Lebenskunst verstanden werden und zeigt Wege auf, um sich Selbst und seine Umwelt besser zu verstehen und zu meistern. Ein bekannter Lehrsatz der japanischen Ninja lautet:

"Sei offen wie eine Blume und gerade wie ein Bambus"

Gemeint ist hiermit seine eigene Persönlichkeit, gleich einer Blume zu entfalten und die persönliche Stärke zu erlangen, um ehrlich und gradlinig, wie ein Bambus, durch das Leben zu schreiten.

Toshisugu Takamatsu (1887-1972) der 33. Großmeister des Togakure-ryû schrieb über die Essenz des Ninjutsu.

"Die Essenz alle Kampfkünste und militärischer Strategien ist der Selbstschutz und die Vorbeugung gegen Gefahren.

Ninjutsu beinhaltet ein umfassendes Konzept für den Selbstschutz. Durch das Kampftraining übt sich der Ninja in den Methoden des Schutzes, nicht nur der des Körpers, sondern ebenfalls des Geistes und der Seele.

Der Weg des Ninja ist der Weg der Ausdauer, des Überlebens und der Herrschaft über alles was ihn zerstören will. Mehr als die Benutzung von Schlägen und Hieben, ist es von tieferer Bedeutung als das Überlisten eines Feindes; Ninpo ist der Weg den wir benötigen um aus der Welt einen besseren Ort zu machen.

Die Fähigkeit eines Ninja ist die Kunst zu gewinnen."

Das höchste Ziel des Ninjutsu ist nicht Meister aller Kämpfer zu werden, sondern Meister des eigenen Lebens.